Antibiotika sind Arzneimittel, die gegen bakterielle Infektionserreger wirksam sind. Die Empfindlichkeit eines bakteriellen Infektionserregers gegen bestimmte Antibiotika wird im mikrobiologischen Labor mit verschiedenen Verfahren geprüft (sogenannte in vitro Testung), das Ergebnis wird auch als Antibiogramm bezeichnet. Das Antibiogramm hilft den behandelnden Ärzten, das richtige Antibiotikum auszuwählen. Wenn sich ein Bakterium in Gegenwart eines bestimmten Antibiotikums, das eigentlich zur Behandlung von Infektionen durch dieses Bakterium geeignet ist, weiter vermehren kann, wird es (nach genau festgelegten Kriterien) als resistent bezeichnet. Resistente Bakterien haben gegenüber den in vitro empfindlichen Antibiotika einen Selektionsvorteil, weil sie trotz des „Angriffs“ durch das Antibiotikum weiterleben kann. Wenn der Patient eine Infektion hat, die durch ein resistentes Bakterium verursacht wird, macht ihn die Behandlung mit Standardantibiotika nicht mehr gesund.
Durch den zu großzügigen und ungezielten Einsatz von Antibiotika (z.B. bei Atemwegsinfektionen, die eigentlich durch ein Virus verursacht sind) werden Infektionserreger ausgesucht (selektioniert), die gegen Antibiotika resistent sind. Der Zusammenhang zwischen einem vermehrten Antibiotikagebrauch und dem Auftreten von resistenten Bakterien ist für viele Antibiotikaklassen gut belegt.
Ebenso ist gut belegt, dass die meisten Antibiotika-resistenten Bakterien von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Durch die moderne weltweite Mobilität der Menschen kann ein antibiotikaresistentes Bakterium, das heute z.B. in Indien eine schwere Infektion auslöst, morgen bereits in einem anderen Land und in einigen Monaten bereits in vielen anderen Ländern / Erdteilen nachgewiesen werden. Antibiotikaresistenz ist somit ein weltweites Problem.
Darum ist es sehr wichtig, dass wir Ärztinnen und Ärzte Antibiotika verantwortungsbewusst, das heißt zurückhaltend und gezielt nach den Vorgaben von infektiologischen Leitlinien einsetzen.
Als Dekolonisation wird ein strukturiertes Behandlungsverfahren bezeichnet, das durch die äußerliche Anwendung von antibakteriell wirksamen Waschlösungen, durch den Einsatz einer speziellen Nasensalbe, ggf. durch eine gezielte antibiotische Begleittherapie und durch Maßnahmen der Desinfektion (Gegenstände, Flächen) und Aufbereitung (z.B. Leibwäsche, Bettwäsche, Waschlappen, Handtücher) eine vorbestehende Besiedlung mit Methicillin-resistenten Staphylokokkus aureus Bakterien (MRSA) beseitigen soll.
Ob bei einem Kind eine solche Dekolonisation erforderlich ist, entscheiden die behandelnden Ärzte (die niedergelassenen Kinder- und Jugendmediziner) nach einer sorgfältigen Risikoanalyse. Nicht jedes Kind muss dekolonisiert werden – bei ansonsten ganz gesunden Kindern ohne Risikofaktoren für eine MRSA Infektion kann auch auf eine Dekolonisation verzichtet werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) hat eine eigene Empfehlung zum Umgang mit MRSA Nachweisen bei ansonsten gesunden Kindern ohne Infektzeichen herausgegeben.
Wenn Ihnen die behandelnden Ärzte zu einer Dekolonisationsbehandlung raten, ist es äußerst wichtig, dass alle Vorgaben des Dekolonsierungsschemas sehr strikt eingehalten werden. Wichtige Informationen hierzu finden Sie auf der Internetseite der MRSA Kinderambulanz des Universitätskinderklinikums Bonn:
Dort ist auch ein Dekolonisierungsplan für Kinder hinterlegt, über den sie mit Ihrem Kinderarzt sprechen können.
Leider übernehmen die Krankenkassen meist lediglich die Kosten für die antimikrobielle Nasensalbe (z.B. Mupirocin).